Wer in Sachsen-Anhalt ist und gerne Städte erkundet, der kommt wohl um die Landeshauptstadt Magdeburg nicht herum. Nicht nur wortwörtlich, denn die Stadt ist ebenfalls das Verkehrszentrum der Region, sondern auch wegen der vielen Sehenswürdigkeiten, die man am besten bei einer Stadtrundfahrt erkundet.
Die Ottostadt
Magdeburg hat zusammen mit Halle die meisten Einwohner in Sachsen-Anhalt: knapp 240 000 jeweils. Das bedeutet, dass sich das Magdeburger Stadtbild zwangsläufig sehr von den romantischen Kleinstädten Quedlinburg und Tangermünde unterscheidet – Magdeburg ist schließlich einfach viel größer! Aus diesem Grund empfiehlt sich hier eine Stadtführung weniger als eine Stadtrundfahrt – geht einfach schneller und man läuft sich nicht die Füße platt.
Wie in vielen anderen größeren Städten bietet sich hier ein Doppeldecker Bus als bequeme Transportmöglichkeit an. Erwischt man einen sonnigen und nicht allzu kalten Tag kann man vom offenen oberen Deck aus wunderbar die Stadtlandschaft an sich vorbeiziehen sehen und einen guten Blick auf die Sehenswürdigkeiten der Ottostadt bekommen.
Ottostadt? Dieser Kosename kommt von der Tatsache, dass der erste Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Otto I. bereits vor über tausend Jahren das Erzbistum Magdeburg gründete. Auch Otto von Guericke, ein Politiker, Physiker und Erfinder, gilt als bekannter Sohn der Stadt.
Die Hansestadt
Ein wichtiger Grund, warum Magdeburg zu einer solch großen und wichtigen Stadt wurde, ist die Lage an der Elbe und nahe der Mündungen von Saale und Havel. Später kam noch der Mittellandkanal dazu, der heute die Elbe direkt nördlich von Magdeburg kreuzt. Damit hat Magdeburg vier wichtige Binnenhäfen und ist damit eine geschäftige Kreuzung deutscher Wasserwege und ein bedeutendes Handelszentrum. Obwohl die Wichtigkeit des Gütertransports abgenommen hat, bescheren die Wasser-Autobahnen um die Hansestadt herum der Stadt immer noch Vorteile und Einzigartigkeit. Aus diesem Grund können Touristen in Magdeburg nicht nur mit Bussen Stadtrundfahrten unternehmen, sondern auch per Schiff und Boot. Die Weiße Flotte bietet Rundfahrten auf der Elbe und zum Wasserstraßenkreuz an.
Auch Flusskreuzfahrten mit Stopp in Magdeburg sind sehr beliebt, denn für Touristen ist nichts entspannter, als das Auto stehen zu lassen, nicht dauernd das Hotel wechseln zu müssen und trotzdem mehrere schöne Hafenstädte sowie die Landschaft dazwischen bestaunen zu können.
Die Domstadt
Das Wahrzeichen von Magdeburg ist der Magdeburger Dom, wen man schon von weither sehen kann. Im 13. Jahrhundert erbaut, gilt der Dom als die erste gotische Kathedrale Deutschlands und der Namensgeber der Ottostadt, Otto der I. liegt dort begraben. Durch die Jahrhunderte wurde der Dom Zeuge vieler dramatischer Ereignisse. So wurde die Stadt während des Dreißigjährigen Krieges bei der als Schreckensereignis bekannten „Magdeburger Hochzeit“ fast komplett abgebrannt und geplündert, während fast zwei Drittel der Bevölkerung massakriert wurden. Einige Tausend Stadtbewohner hatten sich im Dom verschanzt, der dem Feuer standhielt. Obwohl sie letztendlich von den einfallenden Truppen gefunden wurden, durften sie am Leben bleiben.
Am interessantesten ist es wohl, den Magdeburger Dom mit einer Führung zu besichtigen. Öffentliche Führungen finden täglich um 14 Uhr statt.
Das Hundertwasserhaus
Es gibt ein Gebäude in Magdeburg, welches zugleich Touristenattraktion und Wohnhaus ist, an einem geschichtsträchtigen Platz steht und wohl das einzigartigste Haus der ganzen Stadt ist: die Grüne Zitadelle, entworfen von dem berühmten österreichischen Künstler Friedensreich Hundertwasser. Wo es heute steht, stand jahrhundertelang die Nikolaikirche, deren Anfänge fast tausend Jahre zurückliegen sollen. Durch Feuer, den Dreißigjährigen Krieg, Profanierung und Bomben im Zweiten Weltkrieg wurde der Kirche jedoch immer wieder schwer zugesetzt, bis die Ruinen schließlich im Jahr 1959 komplett gesprengt wurden. An ihrer Stelle wurde ein Plattenhausbau errichtet.
Hört sich wie eine eher traurige Geschichte an, nicht wahr? Wie gut, dass eine Wendung zum Positiven kam. Hundertwasser entwarf einen fantastischen Neubau, der das hässlichen Plattenbau-Gebäude ablöste. Heute befinden sich darin 55 Mietwohnungen, ein Kindergarten, ein Theater, ein Café, Geschäfte, Praxen, Büros und ein Hotel. Ein Raum im Keller, der aus den Steinen der alten Kirche gebaut wurde, zeugt von der Geschichte des Ortes.